11. Apr 2016
Es ist heute für die meisten jungen Menschen fast unvorstellbar, dass ihre Grossmütter in einer Zeit lebten, in der es - in der Schweiz - selbstverständlich war, dass Frauen in der Politik nichts zu sagen hatten, dass alleine Männer die politischen Tagesgeschäfte bestimmten und entscheiden konnten, was für die Frauen richtig und gut war. Heute lesen wir in der Bundesverfassung: “Mann und Frau sind gleichberechtigt.“ Und nehmen dies für selbstverständlich hin.
Der Lehrerinnen-Streik 1959
Doch dies war vor nicht allzu langer Zeit alles andere als selbstverständlich. Nach dem massiven Männer-Nein zum Frauenstimmrecht in der Schweiz bei der Volksabstimmung vom 1. Februar 1959 traten die Lehrerinnen des Basler Mädchengymnasiums geschlossen in den Streik – «aus Protest gegen die erneute Missachtung des staatsbürgerlichen Rechtsanspruchs der Schweizer Frauen». Es war eine Sensation, denn sogar die New York Times vermeldete den Basler Lehrerinnen-Streik.
50 Jahre Frauenstimmrecht
Sieben Jahre später erhielten die Basler Frauen 1966 das kantonale Stimm- und Wahlrecht, damit war der Kanton Basel-Stadt der erste Deutschschweizer Kanton, der es den Frauen ermöglichte, ihre politischen Rechte wahrzunehmen. 50 Jahre später lud der damalige Rektor des Leonhard-Gymnasiums, Roger Morger, zu einem Festakt zur Erinnerung an den legendären Basler Lehrerinnenstreik an.
Im Zusammenhang mit diesen Festlichkeiten entstand unter der Leitung von Dr. Ursa Krattiger das Neujahrsblatt der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige (GGG) „Randalierende Frauen“. Herzstück dieses Bandes sind die Dokumentation von Elfriede Belleville Wiss sowie die Referate der Zeitzeuginnen und der Historikerin Antonia Schmidlin. Das Buch ist reich und spannend illustriert, was "Randalierende Lehrerinnen" zu einem anregenden Geschichtsbuch macht. Innert kürzester Frist wurde eine zweite Auflage erforderlich.
Im Rahmen der Jubliäumsveranstaltungen lädt die Gemeinde Riehen am 16. April 2016 zur Veranstaltung „Mutige Frauen in Riehen“ ein. Frau Dr. Ursa Krattier zeigt die verschiedenen Fäden auf, die den Basler Lehrerinnenstreik und die Entwicklung zum Frauenstimmrecht in Riehen vernetzen und belegt diese Spuren dank ihrer neuen Recherchen in der Dokumentationsstelle Riehen und der Riehener Zeitung.
Im Anschluss daran zeigen die beiden Einwohnerrätinnen Caroline Schachenmann und Sasha Mazzotti an einem Dorfrundgang die Spuren von Riehener Frauen, die den Mut hatten, neue Wege einzuschlagen, wie u.a. Trudy Späth-Schweizer, der ersten Frau, die in der Schweiz in eine politische Behörde gewählt wurde.
Der Anlass findet von 14 bis ca. 16.30 Uhr im Bürgersaal der Gemeindeverwaltung statt. Der Eintritt ist frei, es wird ein Apéro serviert.
Ursa Krattiger hat den Basler Lehrerinnenstreik als Schülerin erlebt und nach dem Studium in Geschichte, Soziologie und politischen Wissenschaften zum Thema «Mündigkeit. Ein politischer Begriff in der Schweizer Sozialgeschichte» promoviert. Sie war nach Einführung des Frauenstimmrechts die erste Inlandredaktorin der Basler Nachrichten und nachher 20 Jahre Programmschaffende bei Schweizer Radio DRS. Heute ist sie freiberuflich tätig als Publizistin, Referentin und Ritualgestalterin (www.ave-ave.ch).
Weitere Auskünfte erteilen:
Christine Kaufmann, Tel. 061 645 40 40
Gaspare Foderà, Tel. 061 646 82 92