Hochwasserschutz in Riehen

Überschwemmungen im Dorfzentrum

Das Dorfzentrum am 17. August 2022.  
Ein kurzes, heftiges Gewitter verursachte innert kürzester Zeit sehr grosse Niederschlagsmengen. Solche Überschwemmungen mit grossen Schäden an Gebäuden im ganzen Siedlungsgebiet können mit geeigneten Hochwasserschutzmassnahmen in Zukunft verhindert werden. 

Der Einwohnerrat hatte am 8. Februar 2023 für den Hochwasserschutz einen Investitionskredit bewilligt. Dagegen wurde das Referendum ergriffen.

Die Stimmberechtigten von Riehen stimmten mit einem JA-Anteil von 53.79 Prozent dem Investitionskredit für den Hochwasserschutz beim Bettingerbach zu.
Beim Hochwasserschutz Immenbach beträgt der JA-Anteil 53.71 Prozent.


Hochwasserschutz in Riehen

Gemeinderat und Einwohnerrat haben basierend auf den fachlichen Grundlagen und einer eigenen Bewertung entschieden, die Siedlung mit drei Hochwasserrückhaltebecken vor Hochwasser und Überschwemmungen zu schützen. Bei der Wahl der Hochwasserschutzvariante haben sie neben der Hochwassersicherheit und Kosten-/Nutzenverhältnis auch soziale, finanzielle und ökologische Aspekte berücksichtigt und gefusst auf ihre guten Kenntnisse der lokalen Verhältnisse entschieden. 

Das Klima verändert sich. Eine Auswirkung davon sind zunehmende Wetterextreme wie Starkregen in den Sommermonaten und damit verbunden häufigere Überschwemmungs-Ereignisse. Die Naturgefahrenkarte (Link zur Naturgefahrenkarte) und die Gefährdungskarte Oberflächenabfluss (Link zur Gefährdungskarte Oberflächenabfluss) zeigen, wie Riehen durch solche Ereignisse gefährdet ist. Das Siedlungsgebiet muss entsprechend geschützt werden.

Die Gemeinde ist gemeinsam mit dem Kanton primär verantwortlich für den Schutz vor Naturgefahren. Gemäss den Vorgaben des Bundes planen Gemeinde und Kanton zusammen für den Schutz vor einem hundertjährigen Hochwasser und haben sich auf der Grundlage einer sorgfältigen Evaluation für den Bau von drei Hochwasser-Rückhaltebecken entschieden.
Der Schutz des Riehener Siedlungsraums vor Hochwasser stellt bei der Wiese, dem grössten Gewässer der Gemeinde, praktisch kein Problem mehr dar, da sie seit mehr als hundert Jahren begradigt ist und zwischen zwei Dämmen verläuft. Die drei Bachläufe aus den Hanglagen haben jedoch das Potenzial, bei sehr starken Hochwasser-Ereignissen grossen finanziellen Schaden zu verursachen. Wie wir schon mehrfach erleben mussten, bringen sie Wasser und Geschiebe bis in das Siedlungsgebiet. Man kann sich gut vorstellen, dass der Schutz vor einem so grossen Hochwasser, wie es alle 100 Jahre auftreten kann, bauliche Massnahmen bedingt, welche eine sehr erhebliche Menge Wasser zurückhalten können.

Hochwasserereignisse in Riehen
Gewitterzüge mit kurzen, aber sehr hohen Niederschlagsmengen haben in den letzten Jahren Unwetter mit grossen Schäden verursacht. Besonders zu erwähnen sind die Unwetter vom 22. Juli 2004, 20. Juli 2014, 8. Juni 2016 und 17. August 2022, welche im ganzen Einzugsgebiet der Gemeinde Riehen unter anderem zu Überflutungen von Kellern führte.

Variantenstudium für den Hochwasserschutz
Auf der Basis der Naturgefahrenkarte und der Gefährdungskarte Oberflächenabfluss wurde ein umfassender Masterplan Hochwasserschutz erarbeitet. Das kantonale Tiefbauamt evaluierte gemeinsam mit einem spezialisierten Ingenieurbüro und mit den Fachbehörden von Bettingen und Riehen in einem Variantenstudium mögliche Hochwasserschutzmassnahmen. Für die drei Dorfbäche Immen-, Bettinger- und Hungerbach wurde geprüft, ob das Wasser schon oberhalb der Siedlung vollständig in Retentionsbecken zurückgehalten werden kann, wie alternativ ein Ausbau der Bachläufe für das Ableiten eines 100-jährlichen Hochwassers aussehen müsste oder ob eine Kombination der beiden Massnahmen sinnvoll ist. Die Varianten wurden nach der Hochwassersicherheit sowie den sozialen, finanziellen und ökologischen Aspekten bewertet.

Variante Durchleiten
Das komplette Durchleiten der Wassermassen durch das Siedlungsgebiet bis in die Langen Erlen setzt bei einem 100-jährigen Starkregenereignis eine Verbreiterung der Bachläufe um das Drei- bis Fünffache und eine starke Vergrösserung der Eindolungen voraus. Da sich unter den betroffenen Strassen sehr viele Werkleitungen (Strom, Gas, Wärmeverbund, Kanalisation, Kabelnetz) befinden, wären in der Folge auch an diesen umfangreiche Änderungen notwendig. Aufgrund der engen Platzverhältnisse sowie der Eigentumsverhältnisse – die Riehener Bäche fliessen über weite Strecken durch Privatgrundstücke – zeigte sich, dass ein Vollausbau der Bachrinnen zur Bewältigung von einem 100-jährigen Hochwasser sehr schwierig zu realisieren und teurer wäre als andere Lösungen. 

Variante Rückhalt
Bei der Variante Rückhalt werden die Wassermassen bei einem Starkregenereignis noch vor der Grenze des Siedlungsgebiets mit wenigen, weiter oben liegenden Massnahmen hinter die Dämme geleitet und dort zurückgehalten. An den Bachläufen sind nur geringe Eingriffe notwendig, welche gleichzeitig für eine Aufwertung der Gewässer sorgen können. Zudem ist der Rückhalt kostengünstiger als die Variante Durchleitung und für den Grossteil der Bevölkerung mit weniger Einschnitten verbunden.

Das Rückhaltebecken wird bei einem hundertjährigen Ereignis innert weniger Stunden mit Wasser gefüllt. Dieses Wasser kann dann dosiert wieder abgeführt werden. In der restlichen Zeit ist das Gebiet landwirtschaftlich nutzbar.

Die gewählten Standorte der Hochwasser-Rückhaltebecken befinden sich in einem schmalen Streifen ausserhalb des Siedlungsgebietes und bewusst nicht in der Landschaftsschutzzone. 

Die Rückhaltebecken sind eine Veränderung im Landschaftsbild von Riehen. Daher wird grösste Sorgfalt auf die Ausgestaltung gelegt: Die Dämme der Becken sind begrünt, vor den Dämmen kommen Bäume zu stehen, die Fläche hinter dem Damm ist landwirtschaftlich nutzbar. Der Damm am Hellring für den Bettingerbach wird begehbar sein. So sollen die Dämme schützen und sich zugleich einfügen in die Riehener Landschaft.

Slow Water

Slow Water ist ein Projekt, welches das Ziel hat, mit Retentionsmassnahmen den Regenwasserabfluss im Kulturland zu verlangsamen. Damit soll die Ertragsfähigkeit der Landwirtschaft bei Niederschlagsextremen (Starkniederschläge, Trockenheit) besser gesichert werden. Gleichzeitig kann damit ein Beitrag geleistet werden zur Reduktion von Erosion bei Starkniederschlägen und damit auch zur Bildung von Hochwasser. Dazu wird im Rahmen dieses vom Bund unterstützten Ressourcenprojekts im Oberbaselbiet, in Luzern-West und im Moostal ein Bündel von Massnahmen mit den ansässigen Landwirten umgesetzt, welche dazu dienen, den Regenwasserabfluss zu verlangsamen. Dazu dienen Untersaaten im Ackerbau, Hecken und Säume entlang der Felder, Versickerungsmulden und –kanäle, kleine Dämme oder Bachausdohlungen. In der Konsequenz kann Regenwasser wieder leichter einsickern und die Erosion reduzieren. Als willkommener Nebeneffekt für das Moostal wird dadurch bei Starkregen der Oberflächenabfluss reduziert. Dies wiederum ist hilfreich, Verstopfungen in den Gerinnen und Rückhaltebecken zu vermeiden. Slow Water ist eine wertvolle Unterstützung zum Hochwasserschutz und wird von der Gemeinde Riehen daher mitunterstützt. Es kann jedoch ein Rückhaltebecken für den Schutz der Siedlung bei Jahrhunderthochwassern keinesfalls ersetzen.

Das Projekt wird vom Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung des Kantons Baselland geleitet und beinhaltet den Einbezug der Riehener Landwirte.

Wiederkehrwahrscheinlichkeit eines Naturereignisses

Hochwasser sind natürliche Ereignisse. Sie bilden sich als Folge langer, grossflächiger Dauerregen oder kurzzeitiger, kräftiger Starkniederschläge. Die sogenannte ‹Jährlichkeit› gibt statistisch an, in welchem Zeitraum dieser Wert im Mittel erreicht oder überschritten wird: Bei einem 100-jährigen Abfluss kommt das im Schnitt alle 100 Jahre (HQ100) einmal vor, bei einem 30-jährlichen Abfluss (HQ30) im Schnitt alle 30 Jahre et cetera. Das Schutzziel für den Siedlungsraum beträgt gemäss den Vorgaben des Bundes mindestens HQ100 (Abkürzung HQ: H von ‹hoch›, Q als wissenschaftliche Bezeichnung der Abflussmenge). Beim Bettinger-, Immen- und Aubach kann die heutige Kapazität der Gerinne (Gewässerbetten) ein HQ100 nicht aufnehmen – im Gemeindegebiet Riehen besteht also eine potenzielle Überflutungsgefahr. Um dieser entgegenzuwirken, wurde ein Masterplan Hochwasserschutz ausgearbeitet, der entsprechende Massnahmen vorschlägt.

Weitere Auskünfte

Jann Christian
Bereichsleiter Wasser
Telefon: 061 646 82 76

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